Große Persönlichkeiten aus Kleinbottwar

Nicht jeder Ort kann sich rühmen, bedeutende Persönlichkeiten hervorgebracht zu haben. Umsomehr darf Kleinbottwar stolz darauf sein, gleich eine ganze Reihe namhafter Geistesgrößen zu präsentieren, die während der vergangenen 500 Jahre in der kleinen Gemeinde geboren wurden und Großes geleistet haben. Straßen und Einrichtungen tragen ihre Namen. Dass ihre Lebensbilder am Ende des 20. Jahrhunderts wieder lebendig wurden, ist vor allem Gottfried Uber, Franziska Gräfin Adelmann und Barbara Hlauschka-Steffe zu verdanken. Aus ihren Schriften, die in voller Länge im Pfarramt erhältlich sind, wurden einige Passagen entnommen um kurze Lebensskizzen zu erstellen.

DR. DIETRICH VON PLIENINGEN

Humanist und Staatsmann

 

geb.: um 1453

gest.: 26.2.1520

beigesetzt in der St. Georgskirche

 

dargestellt mit seiner Gattin auf einer der 5 noch erhaltenen Stifterscheiben der St. Georgskirche.

 

Pfarrer G. Uber über Dr. Dietrich von Plieningen:

Dr. Dietrich d. J. war ein gefragter Rechtsgelehrter seiner Zeit. Rat bei Philipp von der Pfalz, Mitglied des Reichskammergerichtes, ebenso bayerischer Rat. Außerdem übersetzte er mehrere antike Bücher von Seneca, Sallust und Cicero, die vom rechten Regieren handeln und widmete sie deutschen Fürsten. Wie bereits oben erwähnt, gehört er zu den humanistischen Wegbereitern der Reformation, die die Würde des Menschen, unabhängig von seinem Stand, aus dem Naturrecht ableiteten. Er darf als der eigentliche Inspirator und Initiator der Kirchenstiftung betrachtet werden. Er ist mit seiner, aus wohlhabenden Verhältnissen stammenden Gattin, Anna von Memmersweiler, im damals aufkommenden Brustbild portraithaft dargestellt. Möglicherweise entstammt die Vorlage zu diesem Bildnis aus Dürers eigener Hand, denn es wird seiner Schule zugeschrieben; aber wenn schon, dürfte sich von Plieningen wohl mit keinem Gesellen als Konterfeier zufrieden gegeben haben.

Entnommen aus: „Die Glasgemälde von Kleinbottwar“ von Markus Otto und Pfarrer G. Uber.

 

HANS DIETRICH VON PLIENINGEN

Landhofmeister

 

geb.: 1505 in Kleinbottwar

gest.: 1570 in Kleinbottwar

beigesetzt in der St. Georgskirche

 

Pfarrer Meißner über H. D. v. Plieningen:

Ein hervorragender Mann war Hans Dietrich. Geboren 1505 wurde er 1521 in Tübingen immatrikuliert. 1534 ist er am Hofgericht in Würzburg, begibt sich aber, zuerst ohne Amt, noch im gleichen Jahr an den Hof des zurückgekehrten Herzog Ulrich, welcher seine Dienste gerne annimmt. 1541 wurde er Obervogt in Leonberg und war später auch in Marbach, Tübingen, Stuttgart in gleicher oder ähnlicher Stellung. Von 1559 an war er Landhofmeister, erster Minister.

 

Pfarrer G. Uber über H. D. v. Plieningen:

Herzog Ulrich setzte Plieningen bei der Durchführung der Reformation in den Amtsstädten und Gemeinden ein. Herzog Ulrich hatte zwei Theologen mit der Reformation beauftragt. Ambrosius Blarer hatte das Land südlich und Erhard Schnepf hatte das Land nördlich von Stuttgart zu reformieren. Aber diese Theologen waren nicht allein, sondern hatten politische Begleiter bei sich. Einer dieser Begleiter war der Bietigheimer Vogt Sebastian Hornmold und Plieningen war ebenfalls einer.

Abgefragt wurden die Pfarrer in den Städten und Dörfern, ob sie auf dem Boden der altkirchlichen Bekenntnisse standen, aber auch, ob sie die weltliche Obrigkeit aner­kennen würden. Insgesamt fünfzig solcher Fragen überliefert uns die Große Kirchenordnung. Dann wurden in allen 23 Ämtern Dekane eingesetzt, die die Pfarrer ständig überwachen mußten. Der sonntägliche Kirchgang war Pflicht und die Predigt hatte die Aufgabe, das Volk zu erziehen. Es sollte zur aktiven, christli­chen Mitarbeit und Mitverantwortung erzogen werden. Evangelischer Bürger sein hieß Mitarbeiter am Gemeinwesen zu sein, das zugleich bürgerliche und kirchliche Gemeinde war, und weltliche Strafen waren zugleich kirchliche Strafen, ging es doch um die Erlangung der ewigen Seligkeit und Gottes Reich auf Erden.

 

Entnommen aus: „Hans Dietrich von Plieningen:

Sein Leben und Wirken“; dargestellt von Pfarrer G. Uber.

MICHAEL MÜLLER

Frühpietistischer Liederdichter auf Burg Schaubeck
geboren: 1673 in Blankenburg im Harz

Gestorben: 13.3.1704 auf Burg Schaubeck

 

Barbara Hlauschka-Steffe zum Leben vo Michael Müller:


Auf Seele, auf und säume nicht, es bricht das Licht herfür; der Wunderstern gibt dir Bericht, der Held sei vor der Tür.

 

Auch im neuen Evangelischen Gesangbuch (EG 73) steht dieses mehrstrophige Lied von Michael Müller. Sonst ist von seinem Schöpfer nur noch wenig bekannt, obwohl er zu den bedeutenden frühpietistischen Liederdichtern zählt.

Geboren wurde Michael Müller 1673 in Blankenburg im Harz. Aufgewachsen in einer durch den 30jährigen Krieg verarmten Stadt und von Kindheit an kränklich, sehnte er sich nach verinnerlichtem Leben und himmlischer Erlösung. Mit 13 Jahren sah er sich im Traum als Reiter auf einem weißen Pferd und hörte die Worte: „Wenn du nicht ein anderes Kleid anziehen wirst, so musst du sterben.“ Erst am Lebensende fand Müller eine Deutung für die nie vergessene Traumbotschaft.

Er studierte in Halle Theologie bei August Hermann Francke, dem Begründer der später berühmten Francke­schen Stiftungen. Francke, ein leidenschaftlicher Verfechter des Pietismus, machte Halle zu einer Hochburg dieser Glaubensrichtung. Es lag ihm daran, den Pietismus durch seine Schüler in ganz Deutschland zu verbreiten, auch in Württemberg, wo die neue Lehre noch gegen Widerstände zu kämpfen hatte.

Vermutlich kam Michael Müller auf Franckes Initiative hin nach Stuttgart. Er unterrichtete als Hauslehrer die Söhne des Leibmedicus Dr. Gmelin. Daneben fand er Zeit, ein Buch zu verfassen, das im Jahr 1700 erschien: „Die Psalmen Davids / Nach den mehrenteils bekandten Gesang-Melodien Reimweiß übersetzet und Gott-liebenden Seelen zur Erbau- und Ermunterung vorgelegt.“ Die Psalmenlieder wurden früher im Gottesdienst viel gesungen.

Als Michael Müllers Stuttgarter Schüler herangewachsen waren und eine Schule besuchen sollten, bemühte sich Dr. Gmelin, seinem Hauslehrer zu einer württembergischen Pfarrstelle zu verhelfen. Das schlug fehl, weil sich bei einer Prüfung durch den Oberhofprediger Hedinger zwischen diesem und Müller unüberbrückbar scheinende Gegensätze in der Glaubensauffassung zeigten. Auch Hedinger war Pietist. Aber im Pietismus bildeten sich verschiedene Meinungen und Reformbestrebungen, die zum Separatismus mit der Gefahr einer Trennung von der Lutherischen Kirche führten.

Müller fand nach vorübergehender Tätigkeit als Lehrer im Hause des Esslinger Kaufmanns Straub Aufnahme auf Burg Schaubeck im schwäbischen Kleinbottwar, heute Stadtteil von Steinheim a.d.Murr. Hier unterrichtete er die Tochter Juliane Sophie von Gaisberg und hielt Betstunden ab. Auch sein Bruder Zacharias kam ins Bottwartal – als Apothekerlehrling nach Großbottwar.

In jener Zeit flammten in dieser Gegend religiöse Unruhen durch die Separatisten auf. Michael Müller hatte freundschaftliche Kon­takte zu bekannten Separatisten. Auch er selbst, obwohl in den Grundzügen seines Wesens als liebreich und friedvoll geschildert, hielt mit scharfer Kritik an Kirche und Pfarrern nicht zurück. Wahrscheinlich wäre auch Müller wie andere Separatisten des Landes verwiesen worden, hätte er nicht unter dem Schutz des Kaiserlichen Rats von Gaisberg auf der Burg Schaubeck gewohnt, die als ritterschaftlicher Ort nicht den württembergischen Gesetzen unterstand.

Körperliche Hinfälligkeit mag schließlich den Eifer des kritischen Geistes gedämpft haben. Michael Müllers Gesundheitszustand verschlechterte sich. Er litt an Blutstürzen, fühlte den Tod nahen und fand nun eine Deutung seines Kindertraumes. „Das andere Kleid“ konnte, seiner Meinung nach, nur die Wandlung sein, die er durch eine im Tod erreichte Gemeinschaft mit Christus erfuhr. Nach der Auferstehung würde er im ewigen Leben auf dem weißen Pferd gegen den Antichrist kämpfen.

Als Müllers Leben dem Ende zuging, waren Freunde bei ihm, die später eine Schilderung seiner letzten Tage mit ihren körperlichen Leiden und der geistigen Hinwendung zum Überirdischen veröffentlichten. Das einzigartige Protokoll wurde aus Liebe und Bewunderung für den Verstorbenen, wohl aber auch in dem Wunsch, Sterbende in ihrem Glauben zu stärken, verfasst.

Am 13. März 1704 ist Michael Müller gestorben. Er wurde neben der Kirche in Kleinbottwar begraben. Den Friedhof gibt es nicht mehr.

Die Aussöhnung der württembergischen Kirche mit dem Pietismus hatte Müller nicht mehr erlebt. Das württembergische Pietisten-Reskript vom Jahre 1743 gestand den Pietisten eine eigenständige Richtung innerhalb der Landeskirche zu und sicherte damit weiterhin ihre Zugehörigkeit zum evangelisch-kirchlichen Leben. Eine Kirchenspaltung wurde vermieden.

JOHANN GEORG KIESER

 

geboren: 29.01.1752 in Stuttgart

gestorben: 24.02.1834 in Kleinbottwar

 

 

Johann Georg Kieser war fast 50 Jahre Pfarrer in Kleinbottwar. Er liegt in Kleinbottwar begraben. Sein Grabstein ist noch erhalten.

 

Ein Lebensbild von Barbara Hlauschka-Steffe ist im Pfarramt erhältlich.       

DR. EDUARD GOTTLOB ZELLER

ein schwäbischer Philosoph

 

geb.: 22.1.1814 in Kleinbottwar

gest.: 19.03.1908 in Stuttgart

 

Eduard Zeller lehrte an den Universitäten von Bern, Marburg, Heidelberg und Berlin. Nachdem ihn zuerst die Theologie mehr beschäftigt hatte, wandte er sich später vor allem der Philosophie zu. Im Laufe seines langen Lebens - er wurde 94 Jahre alt - veröffentlichte Professor Zeller zahlreiche Aufsätze und eine Reihe von Büchern, wobei das umfangreiche Werk „Die Philosophie der Griechen“ besonders hervorzuheben ist. Heute steht die stattliche Reihe der Schriften Zellers in namhaften Bibliotheken. Auch der „Große Brockhaus“ berichtet von ihm und bezeichnet ihn als „bedeutenden Historiker der griechischen Philosophie“.

Eduard Zeller erinnert sich an seine Kindheit in Kleinbottwar:

„Das Amtshaus, ein freilich recht bescheidenes, aber ziemlich geräumiges ehemaliges Schloß, das meinem Vater als Dienstwohnung zugewiesen war, stand zwischen drei Gärten: Zwei kleineren jenseits der Straße, die zur Gemüse- und Blumenzucht dienten, und einem hart am Hause gelegenen, mit ihm durch einen eigenen Eingang verbundenen drei Morgen großen. Dieser war zum größeren Teil mit Obstbäumen bestanden ... Wir Kinder wußten besonders die Früchte zu schätzen, die frisch und gedörrt, zu Most ausgepreßt und zu Mus verkocht, einen erheblichen Beitrag zu unserer Ernährung lieferten. Zugleich war der Garten mit dem Rasen unter den Bäumen unser bequemster und gesichertster Spielplatz, und die Gelegenheit, jede freie Viertelstunde in der frischen Luft zuzubringen, wurde reichlich genutzt. Mein Vater hat öfter bezeugt, daß ihm nichts die Erziehung seiner Kinder so erleichtert habe wie sein Garten; und auch für mich ist er mit dem Bilde meines Elternhauses fest verwachsen“.

So schilderte Eduard Zeller in seinem Buch ,,Erinnerungen eines Neunzigjährigen“, das er während seines Ruhestands in Stuttgart schrieb, sein Kleinbottwarer Elternhaus. Den großen Obstgarten, von dem er mit besonderer Liebe berichtete, gibt es nun nicht mehr. Aber einer der kleineren Gärten, ,,jenseits der Straße", ist noch erhalten. Hier blühen Malven und Sonnenhut, Dahlien und Phlox, wächst Gemüse und Salat. Ein fröhlich bunter ländlicher Garten, wie ihn Eduard Zeller als Kind ähnlich erlebt haben wird.

 

Entnommen aus: „Eduard Zeller zum 175. Geburtstag“ von Pfarrer G. Uber

Eduard Gottlob Zeller (* 22. Januar 1814 in Kleinbottwar; † 19. März 1908 in Stuttgart) war ein herausragender deutscher Theologe und Philosoph des 19. Jahrhunderts.

HEINRICH MEISSNER

Pfarrer und Chronist in Kleinbottwar

geb.: 21.1.1863 in Weinsberg

gest.: 1942

 

1890 - 1896 Pfarrer in Kleinbottwar, danach:

Dekan in Weinsberg und Balingen. Er schrieb die Kleinbottwarer Ortschronik, die erste wissenschaftliche Dorfchronik Württembergs.

 

Pfarrer Meißner über Kleinbottwar:

Kleinbottwar, ein Pfarrdorf des Oberamts Marbach mit 684 evangelischen Einwohnern, liegt eine kleine Stunde ostwärts vom Neckar an der Bottwar, einem Nebenflusse der Murr, 210 m ü. d. M., genau in der Mitte der Bahnstrecke Marbach - Beilstein. Vor dem Nordostwind schützt der Hardtwald und der 303 m hohe Böning, beides Ausläufer der Löwensteiner Berge. Die Bewohner nähren sich seit alters von Feld und Weinbau und von Viehzucht. Auch das hiesige Obst ist berühmt; aber seit den kalten Wintern ist an Stelle der früheren Obstausfuhr eine starke Einfuhr getreten. Neuerdings ist noch Schweinezucht und seit Bestehen der Eisenbahn der Milchhandel eine Erwerbsquelle geworden. Der Boden ist in den Weinbergen Keuper, im Feld Lehm auf Muschelkalk, im Wiesenthal jüngeres Schwemmland. Seit 1878 besteht hier eine Postagentur; seit 1894 die Eisenbahnhaltestelle, seit 1895 eine Telephonstation.

 

,,Wie schnell doch der Mensch heimisch werden kam an einem Orte! Vor sechs Jahren noch kannte ich Kleinbottwar kaum dem Namen nach. Heute, wann ich ins Bottwarthal einbiege, grüßt mich das trauliche Flüsschen und das freundliche Thal; es grüßen die Rebgelände von ihren sonnigen Höhen, die wohlbekannten Fluren von ihren Hängen. Wenn bescheiden ein Häuschen nach dem andern aus dem Walde der Obstgärten auftaucht, so kommen mir im Geiste die Bewohner entgegen und bieten mir die Hand zum Willkomm. Ob ich mich des einen rückhaltslos freue, beim Gruße des andern lächle, dem dritten nur mit Trauern begegne - lieb sind sie mir alle; jeder Name und jedes Gesicht erweckt in mir heimatliche Gefühle. So sei denn auch du gegrüßt, liebe Gemeinde, und entnimm aus den folgenden Blättern, wie ich über vergangene Jahrhunderte den Weg zu deinem Herzen gesucht habe!"

Kleinbottwar, Pfingsten 1896

 

Entnommen aus: „Das Dorf Kleinbottwar in alter und neuer Zeit -eine schwäbische Ortschronik" von Pfarrer Meißner

Die Chronik ist im Pfarramt erhältlich.

DR. PAUL ALDINGER

Urwaldpionier und Pfarrer in Kleinbottwar

 

geb. in Heutingsheim, am 23.8.1869

gest. in Kleinbottwar am 30.12.1944

 

Text auf der Gedenktafel der Paul-Aldinger-Schule:

Dr. Paul Aldinger wirkte als Pfarrer und führender Kolonist von 1901 - 1927 in der deutschen Kolonie Hansa im Staate Santa Caterina in Brasilien.

Ein Bronzedenkmal in der neuen Stadt lbirama hält das Andenken an seine großen Verdienste als Urwaldpionier wach. 1927 in die Heimat zurückgekehrt, wurde er Pfarrer in Kleinbottwar, wo er hochverehrt bis zu seinem Tode gewirkt hat.

 

Else Zieker, eine der ersten Konfirmandinnen Pfarrer Aldingers in Kleinbottwar erinnert sich:

Im Jahr 1927 kam Herr Pfarrer Dr. Aldinger aus Brasilien und wurde unser Pfarrer In Kleinbottwar. Wir waren am 25. März 1928 seine ersten Konfirmanden. Die Konfirmation war schön und feierlich. Das Bild, das damals von Herrn Pfarrer Aldinger und uns gemacht wurde, habe ich mir mein Leben lang gut aufgehoben. Nach der Konfirmation gingen wir noch zwei Jahre jeden Sonntag von eins bis zwei Uhr in die Christenlehre.

Ich habe aber auch andere Erinnerungen an Herrn Pfarrer Adlinger, der damals noch recht fröhlich sein konnte. Einmal machte er nach der Christenlehre eine Schlittenfahrt nach Mundelsheim mit uns Mädchen vom Mädchenkreis: Friedel Mann (später Jener), Gertrud Uhlmann (Schmutz) und Else Lang (Zieker). Den Schlitten und ein Pferd hatte Pfarrer Aldinger vorher bei Herrn Wilhelm Marquart bestellt.

Ein andermal fuhr Herr Pfarrer Aldinger mit unserem Mädchenkreis zur Nebelhöhle auf die Alb. Nachdem wir die Höhle besichtigt und anschließend aus unserem Rucksäckle gevespert hatten, sagte Herr Pfarrer: „Wer läuft barfuß mit mir bis auf den Bahnhof von Honau?“ Da war ich natürlich auch gleich dabei. Auf der Rückfahrt machten wir eine Zwischenpause in Stuttgart, gingen zusammen in eine Kolonialausstellung im Naturalien-Kabinett und hatten da ein aufregendes Erlebnis! Es waren richtige Indianer aus Brasilien da, die allerhand Künste wie Messerwerfen und Feuerspeien zeigten. Dabei wurde es einem ganz gruslig. Auf einmal schoss bei der Vorführung des Feuerspeiers auch noch eine so starke Flamme hoch, dass die Schmuckbänder aus Krepppapier über der Bühne Feuer fingen. Es brach eine Panik aus, und wir flüchteten zum Ausgang. Am nächsten Tag stand in der Zeitung, dass die Frau des Feuerspeiers schuld an der Stichflamme gewesen wäre, weil sie ihrem Mann etwas Falsches zugereicht hatte.

Am 25. März 1928 konfirmierte Pfarrer Paul Aldinger in Kleinbottwar Erich Orth, Erwin Waldbüßer, Otto Zieker, Willi Heimerdinger, Albert Schäfer, Otto Freyhardt, Emil Bauer, Christian Bauer, Walter Stingel und Albert Veigel, Gertrud Uhlmann, Frida Mann, Mina Belz, Lina Beiermeister Else Sommer, Else Lang.

Bei einer Wochenendfahrt war neben unserem Kleinbottwarer Mädchenkreis auch der von Großbottwar mit dabei. Begleitet von Pfarrer Aldinger, Marie und Lina Mannsperger, fuhren wir an einem Samstagmorgen mit dem 7-Uhr-Zügle in Richtung Schwarzwald. Unser Ziel war die Jugendherberge im Monbachtal. Dort waren gerade auch etwa 50 Mädel aus Westfalen. Wir alle zusammen - etwa 100 Mädel - versammelten uns nach dem Abendbrot vor der Jugendherberge. Auf einer Wiese, die von Tannenwald umgeben war, bildeten wir einen großen Kreis. In seiner Mitte stand Herr Pfarrer Aldinger und erzählte von Brasilien. Wir waren alle ganz still und hörten gespannt zu. Es war eine herrliche Mondnacht, und wir sangen zusammen das Lied: ,,Der Mond ist aufgegangen". Das bleibt mir eine ewige Erinnerung.

 

Entnommen aus: „Pfarrer Dr. Paul Aldinger in Brasilien und in Kleinbottwar - Ein Lebensbild von Barbara Hlauschka-Steffe und Gottfried Uber“.